In den Kernkraftwerken sind laut Präventivwartungsprogramm bei jeder Zehnjahresrevision Kontrollen bestimmter Komponenten des Hauptprimärkreislaufs vorgesehen, zu denen insbesondere systematische Untersuchungen der Rohrleitungen sowie der zugehörigen Verbindungsschweißnähte gehören.
Am 15. Dezember 2021 gab EDF in einer Pressemitteilung bekannt, dass bei der zweiten Zehnjahresrevision von Reaktor 1 in Civaux (Departement Vienne) eine Beschädigung des Edelstahls eines Rohrleitungsabschnitts an den Leitungen des Nachwärmeabfuhr- und Notkühlsystems (RIS) festgestellt worden war. Bei den Ultraschallprüfungen an diesem System wurden Mängel in der Nähe zweier Schweißstellen vor und nach einem Bogen an den vier Leitungen des Nachwärmeabfuhr- und Notkühlsystems erkannt.
Es wurden Proben von Rohrleitungsabschnitten entnommen und die Untersuchungen bestätigten, dass die festgestellten Mängel am Reaktor Civaux 1 auf einen Schädigungsprozess zurückzuführen sind, der sich gleichzeitig aus dem Material und dessen spezifischen Eigenschaften, den mechanischen Beanspruchungen, denen es ausgesetzt ist, und der Art des darin zirkulierenden Fluids ergibt. Es handelt sich um ein in der Industrie bekanntes Phänomen, das als „Spannungskorrosion“ bezeichnet wird.
Obwohl durch die vorgenommenen Analysen unser Vertrauen in die Unversehrtheit der Systeme bestätigt wurde, muss EDF die absolvierten Kontrollen vorsorglich neu bewerten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, weitere Kontrollen mit einem neuen Anwendungsbereich und einer neuen Analysemethode einzuleiten.
So wurde ein Kontrollprogramm im gesamten Kernkraftwerkspark gestartet, bei dem schrittweise die Erkenntnisse aus den ersten Untersuchungen einbezogen werden.
Anhand der Analyse von 72 Ergebnisbögen zerstörungsfreier Prüfungen, die bei den letzten Zehnjahresrevisionen der 56 Reaktoren des Kernkraftwerksparks durchgeführt wurden, sowie der Ergebnisse der letzten Laboruntersuchungen erstellt EDF eine gewichtete Liste der Reaktoren, bei denen Kontrollen mit optimierten Mitteln wiederholt werden.
Block 3 des Kraftwerks Cattenom gehört zu den Reaktorblöcken, die im Rahmen dieser Präventivkontrollkampagne abgeschaltet werden. Diese Abschaltung erfolgte in der Nacht von Freitag, den 25., auf Samstag, den 26. März. Dabei werden die Mitarbeitenden des Kraftwerks auch Wartungsarbeiten wie beispielsweise den Austausch eines Pumpenmotors des Primärkreislaufs vornehmen.
Block 4 ist derzeit seit dem 19. Februar dieses Jahres im Rahmen einer Teilrevision planmäßig abgeschaltet.
Die Blöcke 1 und 2 speisen Strom in das Versorgungsnetz ein.